Gemeinsames Gedenken – Seelensonntag 2022

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Wenn eine oder einer zu reden beginnt,
wo Fronten verhärtet sind,
da fängt Friede an.

Wo eine oder einer zu schweigen beginnt,
wo zu viele Worte sind,
da fängt Friede an.

Wo eine oder einer zu denken beginnt,
wo offene Fragen sind,
da fängt Friede an.

Wo eine oder einer zu handeln beginnt,
wo viele Problem sind,
da fängt Friede an.

Wo eine oder einer zu beten beginnt,
wo Menschen am Ende sind,
da fängt Friede an.

Traditionell feiern wir am Sonntag nach Allerheiligen und Allerseelen den Seelensonntag auch Kriegergedenksonntag genannt. Der Gottesdienst wurde durch den Bürgermusikverein Sulzberg feierlich umrahmt. Die Fahnenabordnungen des Kameradschaftsbundes, der Bürgerschützenkompanie, der Freiwilligen Feuerwehr und des Bürgermusikvereins sorgten für eine besondere, ehrwürdige Stimmung in der Kirche.

Mario Nachbaur, Pastoralpraktikant im Pfarrverband wurde der Pfarrgemeinde vorgestellt. Er leitete die anschließende Gedenkfeier am Kriegerdenkmal. Mario, wir wünschen dir eine lehrreiche, erfüllende und gesegnete Zeit bei uns am Sulzberg und im Pfarrverband.

Pater Regis Mushunje deutet die  Lesung aus dem Buch der Makkabäer. „Wir dürfen unser Leben nicht geringschätzen, es ist wertvoll. Wir sollen für unseren Glauben mutig einstehen und darauf vertrauen, dass wir einem ewigen Leben zugehen. Mut, Vertrauen und eine gesunde Balance zwischen Leben und Ewigkeitsperspektive sind gefragt“, so Pater Regis.

Am Kriegerdenkmal drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob dieses Gedenken an längst vergangene Zeit überhaupt noch zeitgemäß ist? Wäre es nicht besser, diese alten Geschichten einfach mal ruhen zu lassen? Nein, es ist so wichtig, derer zu gedenken, die in vergangenen, sinnlosen Kriegen ihr Leben verloren haben. Sich ansatzweise in die Situation der Daheimgebliebenen zu versetzen, die auf ein Wiedersehen mit ihrem Sohn, Bruder, Vater, Ehemann und Freund hofften. Der Krieg ist nicht weit weg – er ist in Europa und es ist so wichtig, dass wir gemeinsam für den Frieden beten und ihn zuallererst in uns wachsen lassen. Frieden in unserem Herzen, in unseren Familien, Beziehungen, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in unserer Gemeinde in unserem Land und dann darüber hinaus pflegen.
Es ist ein Gänsehautmoment, wenn zu den Klängen der Musik der gefallen und vermissten Sulzberger der beiden Weltkriege und unserer Euthanasieopfer und all derer, die heute an den vielen Kriegs- und Krisengebieten der Welt leiden und derer, die auf der Flucht sind gedacht wird. Es ist als halte die Welt hier kurz den Atem an und wir alle hoffen und beten innständig, dass sich solche Zeiten bei uns nicht wiederholen.

Thomas Wörndle spricht von der Dringlichkeit, dass wir uns als Gesellschaft unserer Werte bewusst sind und mutig dafür einstehen. Es darf nicht sein, dass wieder Kriegerdenkmäler errichtet werden müssen.

Bürgermeister Lukas Schrattenthaler betont in seiner Rede, wie wichtig es ist, diesen Akt der Kranzniederlegung nicht aus reiner Tradition zu begehen, sondern aus Respekt all jenen Mitbürgern gegenüber, die Sulzberg und Thal in den Kriegen verloren hat. Innehalten, Erinnerung aufrechterhalten, ist in Tagen wie diesen etwas Besonderes, so Schrattenthaler.  Und es ist etwas Notwendiges. Unser Gedenken soll uns aufrichten, um uns den Herausforderungen unserer Zeit mit aller Offenheit, mit aller Herzlichkeit und Zuversicht stellen zu können.

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