Unsere Pfarrkirche zum Hl. Laurentius und zur Hl. Katharina

Baugeschichte

Die erste Kirche

Bei der Generalsanierung 1989 – 1992 stieß man im Presbyterium auf die Mauerfundamente eines älteren Chores. Sie ließen erkennen, dass der älteste Kirchenbau bereits aus Stein bestand. Das 630 cm breite und 500 cm tiefe Presbyterium hatte einen geraden Ostabschluss. Damit war erwiesen, dass es in vorgotischer, also in romanischer Zeit errichtet worden ist. Darin erhob sich das Fundament eines freistehenden Altars. In der Südwestecke deckte eine Sandsteinplatte mit eingeritztem Kelch und Hostie ein Priestergrab mit Skelett. Sie wurde in eine Türlaibung der Turmkapelle eingelassen. Die Gebeine dieses sowie von zwei anderen Priestern, die beim Altar freigelegt wurden, sind in Urnen beigesetzt worden. Kreuze weisen auf den Bestattungsort hin.

Das Langhaus

Es scheint, dass das romanische Langhaus, mindestens was den Grundriss betrifft, bis um 1700 kaum verändert worden ist, denn man fand bei den Grabungen nur die Grundmauern, wie sie schon Alois Negrelli in seinem Bestandsplan festgehalten hat.

Das Langhaus war ursprünglich innen 19 m lang, 9 m breit und etwa 13,30 m hoch. Allmählich aber fasste die Kirche die wachsende Bevölkerung nicht mehr. Eine kurzzeitige Abhilfe brachte der Bau der etwa 9 m langen und 3 m breiten Sebastianskapelle an der Nordseite der Kirche unter Pfarrer Conrad Vögel (1699 – 1714) und die Verlängerung der Kirche um etwa 3,20 m auf rund 22,20 m um die Jahre 1727 bis 1729.

Wann genau die erste Kirche erbaut worden ist, weiß man nicht, vielleicht um 1150 bis 1200.

Der gotische Chor

Um 1500 wurde der gotische Chor mit Dreiachtel Ostabschluss erbaut. Im Laufe der Geschichte erfuhr er manche Veränderungen. Er blieb beim Abbruch des alten Langhauses stehen. Seine Maße: etwa 6,90 m breit, 10,55 m lang, 8,50 m hoch.

Das neue Langhaus

Negrelliplan der alten Kirche

Die Baumaßnahmen im 18. Jahrhundert konnten die Raumnot kaum lindern. Deshalb gab es schon seit 1800 Bestrebungen zum Bau einer größeren Kirche. Mehrere Baumeister entwarfen Pläne, zum Zug kam Alois Negrelli, geboren am 23. Jänner 1799 in Fiera di Primiero im Trentino, damals zu Tirol gehörend. Er war im Wasser- Straßen- und Eisenbahnbau tätig, interessierte sich aber auch für die Architektur. Er war maßgeblich an den Planungen zum Suezkanal beteiligt. Er starb als Generalinspektor der österreichischen Staatsbahnen am 1. Oktober 1858 in Wien.  Mit dem Bau des Langhauses wurde 1828 begonnen, am 19. Juli 1829 feierte man das Richtfest, am 14. Oktober 1830 wurde der Neubau abgenommen. An die Südwand des Chores wurde die Sakristei angebaut. Am 19. Juni 1833 weihte Generalvikar Johannes Nepomuk von Tschiderer die Kirche.

Die Gesamtrenovierung 1989 – 1992

Der Zahn der Zeit hatte der Kirche zugesetzt, so dass eine Sanierung unumgänglich schien. Die Vorbereitung für die Renovierung nahm ein Bauausschuss unter Obmann  Pfarrer Herbert Hehle in die Hand.  Die erste von 34 Sitzungen fand am 21. Februar 1986 statt. Um Anregungen zu erhalten, wurden mehrere renovierte Kirchen besichtigt. Eingeschaltet war auch der ehemalige Diözesankonservator Prof. h. c. Dr. Erich Widder von Linz. Der Planungsauftrag wurde an das Architektenbüro C 4 Dipl.-Ing. Max Fohn und Dipl.-Ing. Karl Sillaber vergeben, wobei letzterer das Projekt leitete. Große Verdienste um die künstlerische Ausgestaltung der Kirche erwarb sich Heinrich Gerhard Bücker aus Westfalen. Die Bauleitung oblag Altlandesrat Konrad Blank.

Im Laufe der Bauarbeiten, die  am 3. April 1989 mit dem Abbruch der Orgel begannen, glich die Kirche einer riesigen Baustelle. Bagger hoben den Boden aus, Traktoren fuhren den Aushub ab. Ein Baugerüst füllte den ganzen Kirchenraum aus. Das Ehepaar Boruszczak aus Polen restaurierte die Gemälde. Am ganzen Unternehmen waren fast 50 Firmen beteiligt.

Das heutige Bild der Pfarrkirche Sulzberg verdanken wir vielen gestalterischen Maßnahmen anlässlich der Gesamtrenovierung. Neue Elemente wurden nicht an Anlehnung an das Vorhandene, sondern im Gegensatz dazu mit den Möglichkeiten der heutigen Zeit entworfen und gestaltet. Ein Beispiel sind die neuen in Stahlbetonweise errichteten Emporen. Elegant werden sie von zwei schlanken Säulen getragen. Zwei Stiegen umfangen je einen Beichtraum und führen zur ersten Empore hinauf, wo auch der historisch interessante Blasebalg der Orgel seinen Platz gefunden hat. Die zweite Empore ist der Orgel und dem Kirchenchor vorbehalten. Die Orgel wurde  1895 von Anton Behmann, Schwarzach, aufgestellt. Sie zählt 25 klingende Register mit zwei Manualen mit je 54 Tasten und einem Pedal mit 27 Tasten.  Die Ablösung der Emporen von den Seitenwänden brachte freie Sicht auf die hinteren Kirchenfenster und eine bessere Belichtung.

Eine wesentliche Rolle für den Raumeindruck spielen die Fenster. Im Langhaus sind es sechs große Halbmondfenster und zwei kleinere auf der Empore, im Chor vier längliche und ein gotisches Fenster. Das alabasterartige Glas wie auch die vier Messingluster mit 97 Glühbirnen wurden von Heinrich Gerhard Bücker entworfen.

Die alten Kirchentüren wurden durch Eichentüren ersetzt. Die Kirchenbänke wurden unter Verwendung der alten Docken aus Tannenholz neu errichtet.

Die Mauern wurden trockengelegt, der Kirchenboden erneuert, in den Gängen, im Presbyterium und im Altarbereich wurden Natursteinplatten verlegt. Die Kirchenbänke wurden auf den Riemenboden aus Sulzberger Tanne gesetzt. In den Estrich unter den Gängen und Bänken wurde eine Warmwasser-Niedertemperaturheizung eingebaut. Die Lüftung erfolgt über Abluftöffnungen im Gewölbe. Die gesamte Elektroinstallation und die Lautsprecheranlage wurden erneuert. Wärmedämmung im Fußboden, Isolierung des Dachbodens und Bau eines Windfanges beim nördlichen behindertengerechten Seiteneingang dienen der Einsparung von Energie.

Renoviert und restauriert wurden die Wand- und Deckenbilder, der Hauptaltar, die Seitenaltäre, die Kanzel, die Orgel mit Blasebalg, die Kreuzwegstationen, die Apostelleuchter und das große Kruzifix um 1880.

Das Innere der Kirche

Der Chor

Der Chor war ursprünglich mit einem massiven Spitzbogengewölbe, das später dem jetzigen Tonnengewölbe weichen musste, eingedeckt. Die spitzbogigen gotischen Fenster wurden um 1875 mit Rundbogen versehen. Lediglich das erst bei der Renovierung freigelegte gotische Fenster im Ostabschluss des Chores hat seine alte Form bewahrt. Dort ist ein Meisterzeichen eines nicht namentlich bekannten Steinmetzes erhalten.

Bei der Kirchensanierung sind Wandmalereien aus der Zeit um 1500 freigelegt worden. In die Nordwand ist ein Tabernakel aus Sandstein und eine Eisentüre eingelassen. Die Jahreszahl 1518 zwischen den Namen David und Achimelech weist auf das Entstehungsjahr des Gemäldes hin, während das Montfort-Wappen die Zugehörigkeit Sulzbergs zur Herrschaft Montfort bezeugt, die 1523 an Österreich überging. Unter einem Baumornament bittet König David den Priester Achimelech um Brote. Dieser reicht ihm heilige Brote –Sinnbild der Eucharistie.

An die Südwand hat ein Künstler den Apostel Andreas und den Evangelisten Johannes gemalt. Ein weiteres Fresko zeigt die heilige Sippe mit Anna Selbdritt, dem hl. Joachim und vermutlich Johannes dem Täufer. Leider sind die Gesichter ausgebleicht. Was wir heute an Malerei bewundern, ist vermutlich nur der Abglanz einer einst den ganzen Chor erfassenden Bemalung. Das gotische Presbyterium scheint ein sehr heimeliger Gottesdienstraum gewesen zu sein. Gotisch ist auch der Türrahmen der Turmkapelle. An der Südseite führt eine alte Eisentüre in die Sakristei. Der Altarbereich wurde bei der Kirchenrenovierung vom Chor in das Langhaus vorgezogen.

Von den Gemälden im Presbyterium aus dem Jahre 1882 sind drei erhalten geblieben. An der Nordseite symbolisiert die Auferweckung des Lazarus das Bußsakrament, an der Südseite die Grablegung Christi die heilige Kommunion. Das Deckengemälde stellt den „Triumph der katholischen Kirche“ nach dem Original des Münchner Malers Karl Baumeister dar. Es baut sich in mehreren Ebenen auf. Ganz unten und am Rande erblickt man die  stürmischen Meereswogen des Un-und Irrglaubens, der Sünden und Laster, symbolisiert durch die Gift speienden Schlangen, durch Mohammed und Martin Luther. Menschen suchen  am rettenden Ufer Halt. Eine Stufe höher zeugen die Sakramente  vom heilbringenden Wirken der Kirche. Darüber thront der Papst inmitten der Bischöfe, Priester und Gläubigen. Über das Ganze breitet die heiligste Dreifaltigkeit ihre schützende Hand. Gottvater hält das Kreuz, über dem der Heilige Geist in Form einer Taube schwebt. Zu beiden Seiten singen die Chöre der Engel. Die vier Evangelisten sind durch ihre Attribute vertreten. Am Fuß des Kreuzes kniet Maria, ihr gegenüber Johannes der Täufer, hinter ihnen verharren die Heiligen in Anbetung.  Im Zeitalter der Ökumene erscheinen uns Titel und Teile des Gemäldes provokant. Andererseits zeugt dieses Bild vom Selbstverständnis der katholischen Kirche im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Der Baldachin

Einschneidend veränderte sich das Bild des Hochaltars. Das Zweite Vatikanische Konzil empfahl die Trennung des Tabernakels vom Zelebrationsaltar. Um dieses Ziel zu erreichen, opferte man die Einheit von Hochaltar und Baldachin. Tabernakel und Predella wurden zur Sakramentstele umfunktioniert, die Mensa zum Volksaltar bestimmt.

Baldachin und Hochaltar, entworfen vom Münchner Architekten Josef Anton Müller, wurden 1876 aufgestellt. Der Oberbau des Baldachins oder Ziboriums wird von vier Säulen getragen. Zwischen je zwei Säulen öffnet sich eine halbkreisförmige Wölbung, die in einen Dreiecksgiebel übergeht. In den Giebelfeldern sind die drei göttlichen Tugenden dargestellt: im westlichen die Liebe mit dem Herz Jesu und den Kirchenpatronen Laurentius und Katharina: „VENITE AD ME OMNES, QUI LABORATIS ET ONERATI ESTIS, ET EGO REFICIAM VOS. MATTH. 11,28“ (Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid), im nördlichen der Glaube mit den griechischen Buchstaben Α (Alpha) und Ω (Omega) und der Inschrift „QUI CREDIT IN IPSUM, NON PEREAT, SED HABEAT VITAM AETERNAM. JOH. 3, 15“ (Wer an ihn glaubt, wird nicht untergehen, sondern das ewige Leben haben); im südlichen die Hoffnung mit dem Anker und der Inschrift „BONUS EST DOMINUS SPERANTIBUS IN EUM, ANIMAE QUAERENTI ILLUM. THREN. 3, 25 (Gütig ist der Herr denen, die auf ihn hoffen und der Seele, die ihn sucht); das östliche Giebelfeld wurde erst 1989 – 1992 in die heutige Form gebracht. Das Hauptbild mit dem Brandenburger Tor wie auch die Inschrift am Bogen erinnert an den Fall der Berliner Mauer: „ES BERSTEN DIE BERGE, DIE FELSWÄNDE STÜRZEN EIN UND ALLE MAUERN FALLEN ZU BODEN. EZ: 38/20“. Zu sehen ist Gebhard Läßer, der sich um die Kirchensanierung verdient gemacht hat, das Dorf Sulzberg und ein Dorf in Polen, eine Referenz an das Ehepaar Boruszczak.

Am vorderen Giebelfeld erinnert die Statue des hl. Gallus an den ersten Glaubensboten in unserer Gegend, die Statue des hl. Kassian an die einstige Zugehörigkeit Sulzbergs zur Diözese Brixen von 1818 bis 1921.

Am blauen, sternenübersäten Gewölbe des Baldachins deuten vier Cherubime wohl auf die Apokalypse 7, 1 hin, wo es heißt „ Nach diesem sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde; die hielten die vier Winde der Erde, damit sie nicht bliesen.“

Dieses Gewölbe ging in eine blaue Wand über, die sich hinter dem Tabernakel herabzog. So  wurde versinnbildlicht, dass sich der Himmel in der Eucharistie auf die Erde herabgelassen hat. Der Tabernakel war von einem goldenen Strahlenkranz und neun Engelsköpfchen umrahmt. Diese symbolisierten die neun Chöre der Engel in der Apokalypse 7, 11 „Und alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier Tiere, und sie fielen vor dem Throne auf ihr Angesicht nieder und beteten Gott an.“

Am Hochaltar wirkten die Münchner Maler und Bildhauer Karl Baumeister, Josef Glatz, Josef Kopp, Josef  Dresel, Peter Sprenger und Herr Schneller mit.

Die Sakramentstele

Auf einem Sockel erhebt sich die dreiteilige Sakramentstele. Im unteren Teil wird sie von den Reliefs der Predella vom alten Hochaltar ummantelt. Vorne: Unter einem Berg, auf dem ein Lamm ruht, entspringt eine Quelle, aus der zwei Hirsche trinken. Zum Baum des Lebens fliegen Vögel. Links: Eine eherne Schlange umschlingt ein Kreuz und am Fuße eines anderen Kreuzes labt sich ein Pfau am Blut, das aus den Öffnungen der Nägel in einen Kelch träufelt. Hinten: Eine Rebe windet sich zwischen Ähren um den Kreuzesstamm, auf dem zweiten Relief sieht man einen hohen Opfertisch mit Broten, Kelch und Fisch, zu seinen Füßen zwei Brotkörbe. Da die Sakramentstele vier Seiten hat und die Predella nur sechs Reliefs zählte, schnitzte Franz Schweighofer, Sulzberg, für die rechte Seite zwei Reliefs: die Arche Noah und die Taube mit Ölzweig. Diese versinnbildlichen den Frieden, die anderen das heilige Messopfer und die heilige Kommunion.

Die Mitte der Stele nimmt der Tabernakel ein, dessen Türen innen mit betenden Engeln geschmückt sind. Über dem Tabernakel baut sich nach dem Vorbild des großen Baldachins ein zweiter, kleiner Baldachin mit Kreuz auf. Hier wurde das Allerheiligste in der Monstranz ausgesetzt. Inschriften in den Rundbögen weisen auf die Gegenwart Christi in der Eucharistie hin: Vorne „ECCE TABERNACULUM DEI CUM HOMINIBUS. APOC: XXI“ (Hier ist das Zelt Gottes unter den Menschen); links „VERE DOMINUS EST IN LOCO ISTO. GEN: XXVIII“ (Wahrhaftig an diesem Ort ist Gott); rechts DOMINE, DILEXI LOCUM HABITATIONIS GLORIAE TUAE. PSALM XXV (Herr, ich liebe den Ort, wo du thronst in deiner Herrlichkeit). Die Rückseite kam neu dazu:  „MEINE FREUDE IST ES BEI DEN MENSCHEN ZU SEIN SPR: 8 – 31b“. Über der Vierung erhebt sich ein weiterer kleiner Baldachin mit Kreuz.

Der Volksaltar

Im Antependium  treffen sich Altes und Neues Testament. Abel und Isaak sind Vorbilder des Opfertodes Jesu. Melchisedech mit dem Kelch war der Priesterkönig des alten Bundes. Die Rubine  am vergoldeten Kreuz versinnbildlichen die fünf Wunden Christi.  Aus dem Hals des Lammes mit der Siegesfahne ergießt sich ein Blutstrom in den Kelch. Die griechischen Buchstaben Α und Ω weisen auf Christus als dem Anfang und dem Ende hin. Der Prophet Malachias mit der Pergamentrolle verkündet das Heilige Messopfer.

Die Säulchen und Rundbogen  der Rückwand der Mensa schnitzte Gebhard Läßer.

Der Volksaltar umschließt Steine mit den Namen der Parzellen der Pfarre Sulzberg und symbolisiert so die Zusammengehörigkeit der Pfarrgemeinde.

Zur Ausstattung des Presbyteriums zählen auch die Sedilien und der Ambo sowie der Taufstein um 1880, der mit den 12 Säulchen an eine Taufkapelle der frühen Christenheit erinnert. Einst krönte eine Statue Johannes des Täufers von Franz Schmalzl den Taufstein.

Heinrich-Gerhard Bücker schuf die bronzene, vergoldete Taube – Symbol des Heiligen Geistes – mit dem Ewigen Licht wie auch die von Glas umschlossenen Taufutensilien am Eingang zur Turmkapelle.

Die Turmkapelle

Bei der Kirchenrenovierung wurde im Erdgeschoss des Kirchturms eine Kapelle eingerichtet

Dieser Raum diente bis zum Bau des neuen Langhauses als Sakristei. An diese Zeit erinnert eine in die Wand eingelassene Nische, in die man Reste von heiligen Ölen und Messwein goss, um sie in der Erde versickern zu lassen. Später führte eine Holztreppe zur Glockenstube  hinauf. Im Lichtspalt steht der Tabernakel mit dem vergoldeten Lamm Gottes. Die geöffneten Türflügel zeigen die Verkündigung der Geburt Jesu. Die Mitte nimmt eine kleine vergoldete Monstranz vor einer Achatplatte ein. Der Tabernakel wie auch die Pietà aus Bronze sind Werke von Heinrich-Gerhard Bücker. Ein alter Mühlstein von der ehemaligen Mühle Raid in Hermannsberg dient als Altarplatte. In die Mitte ist eine Bergkristallkugel – Symbol für den Kosmos und das Licht – eingelassen. Sie weist auf das Licht der Welt – Jesus Christus – hin.

Die Seitenaltäre

Kunsttischler Johann Georg Stadelmann von Ellhofen schuf 1862 die Altäre der beiden Kirchenpatrone  in den Formen der Renaissance. Sie wurden aus der flachbogigen Ostwand herausgenommen und vor den Doppellisenen im rückwärtigen Kirchenschiff aufgestellt. Die Bilder des Hl. Laurentius und der Hl. Katharina malte 1832 Ludwig Caspar Weiß von Rettenberg.

Der Hl. Laurentius

Er war römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. und war für die Verwaltung des örtlichen Kirchenvermögens zuständig. Kaiser Valerian ließ Papst Sixtus enthaupten. Laurentius wurde aufgefordert, das Eigentum der Kirche herauszugeben. Daraufhin verteilte Laurentius das Vermögen an die Mitglieder der Gemeinde, versammelte die Armen und Kranken und präsentierte sie als den wahren Reichtum der Kirche dem Kaiser. Dieser ließ Laurentius foltern und auf einem eisernen Gitterrost qualvoll am 10. August 258 hinrichten. Das Patrozinium wird an seinem Todestag gefeiert. Er ist Schutzpatron der Bibliothekare, Archivare sowie vieler, die mit Feuer zu tun haben wie Bierbrauer, Wäscherinnen und Köche.

Die Hl. Katharina von Alexandrien

Der Überlieferung nach lebte sie im 3. oder 4. Jahrhundert und erlitt unter Kaiser Maximian oder seinem Sohn Maxentius den Märtyrertod. Sie wurde auf ein Rad gespannt, doch dieses zerbrach. Dann wurde sie mit dem Schwert hingerichtet. Ihr Patrozinium wird am 25. November gefeiert, in Sulzberg ein Festtag mit Markt.

Die heilige Katharina zählt zu den heiligen 14 Nothelfern und man ruft sie an bei Leiden der Zunge und bei Sprachschwierigkeiten. Sie ist Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten sowie der Näherinnen und Schneiderinnen.

Im Jahre 1882 wurden der Muttergottes- und der Josefsaltar nach  Plänen von  Architekt Müller errichtet. Ausgeführt hat sie der Bildhauer und Vergolder Anton Rüscher aus Bizau. Kreuz und Rosetten schmücken die Antependien. Aus der Mitte der Predella wächst ein Kleeblattbogen heraus, auf dem sich über einem Podest die Statuen der Unbefleckten Empfängnis aus der Kunstanstalt Mayer in München und des Hl. Josefs, geschnitzt von Franz Schmalzl aus dem Grödnertal, erheben. Um sie herum entfaltet sich die Architektur der baugleichen Altäre, die von einem Kreuz gekrönt werden.

Inschriften im Bogen beim Josefsaltar „Gehet zu Josef“, beim Marienaltar „Siehe, deine Mutter“. Am Sockel der Josefsstatue „HL. JOSEF“, am Podest der Marienstatue „Hl: Maria: bitt für uns!“ Apostelleuchter flankieren die Altäre.

Die Ausmalung des Langhauses

Innenansicht um ca. 1940

Die Ausmalung des Langhauses begann 1857, als Josef Wilhelm aus Bezau den vorderen Walm mit drei Bildern schmückte: in der Mitte mit der Himmelfahrt Christi, links mit dem Missionsauftrag Jesu an die Apostel, rechts mit der Schlüsselübergabe an Petrus. Alle drei Bilder waren 1950 in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht gerettet werden konnten. Die vollständige Ausmalung des Langhauses wie auch des Presbyteriums im Jahre 1882 bewerkstelligten die Tiroler Johann und Stephan Kärle aus Hinterhornbach und Emmanuel Walch aus Kaisers.

Die Deckenbilder beginnen mit der Geburt Christi, seinem Leben in der Familie und mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel inmitten der Schriftgelehrten. Die Propheten Micheas und Zacharias verkündeten im Alten Testament die Herabkunft des Herrschers und Königs über Israel. Die mittlere Bildreihe zeigt das letzte Abendmahl, Jesus am Ölberg und Jesus am Kreuz. Der Psalmist David besang das Manna, das Brot vom Himmel und König Salomon pries die Speise der Engel. Im Mittelpunkt der dritten Bildreihe steht die Auferstehung. Die flankierenden Gemälde weisen auf biblische Vorbilder der Auferstehung hin: Der Fisch warf den Propheten Jonas lebend an das Land. Samson erwürgt den Löwen als Symbol des Todes und hebt die Stadttore von Gaza aus ihren Angeln. Der Prophet Isaias weissagte die Auferstehung der Toten und der Prophet Daniel lobte Gott, weil er ihn unversehrt aus der Löwengrube rettete.  Die Prophetenmedaillons stellen den Bezug zum Alten Testament her. Das Himmelfahrtsbild am vorderen Walm malte 1950 Hans Strobl aus Bezau. Auf der Orgelempore erinnern die vom Sulzberger Hans Zink gemalten Bilder des heiligen Joachim und der Mutter Anna an die Eltern der Muttergottes.

Bis zum Jahre 1950 waren die Flächen zwischen den Gemälden und die Wände farbenfroh dekoriert. Umschriften in lateinischer Sprache verwiesen auf den Bildinhalt. Diese wie auch die Dekorationen wurden bei der Kirchenrenovierung 1950 entfernt. Stuckrahmen fassen jetzt die  Bilder ein und erhöhen so ihre Wirkung.

An den Seitenwänden hängen die im Jahre 1859 erworbenen 14 Kreuzwegstationen, die der Bezauer Josef Wilhelm nach Vorlagen von Paul Deschwanden gemalt hat.

Die Kanzel

Auch die Pläne zur neuromanischen Kanzel entwarf Josef Anton Müller. Vom Kanzelkorb blicken die Reliefs der vier Evangelisten mit ihren Attributen. Das Relief der Bergpredigt schnitzte  Bildhauer Franz Xaver Renn aus Imst. An der Unterseite des Kanzelhuts schwebt eine vergoldete Taube. Strahlenbündel versinnbildlichen mit feurigen Zungen die sieben Gaben des Heiligen Geistes: „Staerke. Wissenschaft. Gottseligkeit. Gottes Furcht. Weisheit. Verstand. Rath.“ Die Reliefs am Kanzelhut stellen die fünf großen Propheten dar, in der Mitte Moses mit den Gesetzestafeln, flankiert von Isaias, Jeremias, Ezechiel und Daniel. Im Baldachin auf dem Kanzelhut erhebt sich Christus, in der Linken ein Buch, die Rechte zum Predigen erhoben, als Vorbild aller Prediger. Die Reliefs und die Christusstatue schuf Franz Schmalzl.

Das Äußere der Kirche

Im Bereich des Dorfes senkt sich der Höhenrücken des Sulzbergs zu einem langgezogenen Sattel ab. Weithin sichtbar überragt die Kirche das Dorf. Pilaster gliedern die klassizistische Westfassade. Die Mittelachse hebt sich durch  ihre Breite, das Hauptportal, die Inschrift „DEUS OMNIBUS MAIOR“ (Gott ist größer als alles) und dem Dreiecksgiebel hervor. Halbmondfenster durchbrechen die Seitenwände, die das gewaltige Dach tragen. Gut 140 Jahre zeigte die Ostseite der Kirche ein anderes Bild als heute. Langhaus und Chor waren klar voneinander getrennt. Bei der Kirchenrenovierung in den Jahren 1972 und 1973 wurde an der Südseite des Chores die neue dreistöckige Sakristei gebaut. Damit verbunden war die Neugestaltung des Kirchendachs. Das Dach des Chores wurde abgetragen. Das alte Walmdach der Kirche wurde umgebaut und über die neue Sakristei und den Chor heruntergezogen. Dadurch ging der Charakter des Chores weitgehend verloren. Bei der Renovierung 1989 – 1992 hat man den Chor wieder zur Geltung gebracht, unterstützt auch durch das freigelegte gotische Fenster. Das Kriegerdenkmal wurde an die Sakristeiwand verlegt.

Der Kirchturm und die Glocken

Der rund 40 Meter hohe Kirchturm prägt das Erscheinungsbild der Sulzberger Kirche mit. Den achteckigen Oberbau mit der Zwiebelhaube ließ Pfarrer Konrad Vögel (1699 – 1714) vorwiegend auf eigene Kosten errichten.

Im Turm hängen heute sechs Glocken. Weil im Mai 1897 die große Glocke – 1564 gegossen – zersprang, wurde beim Glockengießer Graßmayr in Feldkirch ein neues Geläute bestellt, das bereits am 22. August des gleichen Jahres zum ersten Mal ertönte. Das viel gerühmte Geläute mit einer A°-Glocke wurde im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Das gleiche Schicksal widerfuhr im 2. Weltkrieg den 1923 feierlich eingeholten Glocken.

Die älteste im Jahr 1549 von Hans Malin aus Lothringen gegossene Glocke wird als Armenseelenglocke verwendet. Die anderen fünf 1950 von der Firma Grassmayr in Innsbruck gegossenen Glocken sind: Die große Glocke mit 3.747 Kilogramm, die Josefsglocke 1.770 Kilogramm, die Aveglocke 990 Kilogramm, die Katharinenglocke 699 Kilogramm und die Peter und Paul Glocke 399 Kilogramm – Stimmung: B° d‘ f‘ g‘ b‘ d“.

Würdigung

Alois Negrelli war an mehreren Kirchenbauten in Vorarlberg beteiligt. In der Kirche St. Peter und Paul in Lustenau sind Spuren von Negrelli kaum noch zu erkennen. Bei der Vergrößerung der Kirche in Wolfurt hat Negrelli die Halbmondfenster eingebracht. Das Langhaus der Pfarrkirche Sulzberg dürfte nach der Gesamtrenovierung in den Jahren 1989 – 1992 weitgehend den Vorstellungen Negrellis entsprechen.  Trotz mancher Vorgaben des Hofbaurats ist in der Architekur des Langhauses die Handschrift Negrellis zu erkennen. Die klassizistischen Formen der Westfassade setzen sich im Langhaus fort. Marmorierte Lisenen gliedern das Langhaus, verkröpfen sich mit den Friesen, bilden Kapitelle und gehen in die Gurte am Gewölbe über. So entsteht im Zusammenspiel mit den verschiedenen architektonischen Elementen und nicht zuletzt dank der ansehnlichen Maße – 34 Meter in der Länge, 17 Meter in der Breite und rund 14 Meter in der Höhe – ein harmonischer Raumeindruck.

Welche Ausstrahlung eine Kirche jenseits ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung noch besitzt, lässt uns Pfarrer Herbert Hehle anlässlich der Altarweihe am 26. Jänner 1992 erahnen: „Jedes Gotteshaus hat trotz aller Säkularisierungstendenzen von heute seine ihm eigene Aura, die zu wirken vermag. Den Hastigen und Eilenden lädt sie ein zum Verweilen¸ den Neugierigen und Suchenden kann sie um Staunen bringen; den Gleichgültigen und Lauen möchte sie aus seiner Lethargie reißen und den Frommen und Glaubenden wird sie sicher immer zum Beten führen. Für Pfarrangehörige aber ist die Kirche immer noch mehr! Da ist sie immer neu jener Ort, wo sie – die Harmonie eines funktionierenden Gemeindelebens vorausgesetzt – religiöse Heimat und Geborgenheit beim Feiern göttlich-himmlischer Liturgie finden können.“