Üser Herrgottstag

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Zwei Jahre konnte Fronleichnam am Sulzberg pandemiebedingt nicht mit „allem drum und dran“ gefeiert werden. Entsprechend groß war die Freude, den traditionellen Festtag ohne Einschränkungen begehen zu dürfen!

Mit dem ersten Kanonenschuss durch Wernfried Fässler um 5.00 Uhr beginnt der „Üser Herrgottstag 2022“ am Sulzberg.

Um 5.30 Uhr entscheiden Gebhard Herburger und Siegfried Bernhard  – „ma goht um“. Eine mutige Entscheidung. Doch laut Wetterradar soll es nach dem Festgottesdienst trocken sein. Es wird sich herausstellen, dass diese Entscheidung goldrichtig war.

Um 6.00 Uhr beginnen kreative Sulzbergerinnen die Feldaltäre mit Blumenteppichen zu schmücken. Mit viel Liebe zum Detail wird Blüte um Blüte zu einem Kunstwerk arrangiert. Wie wertvoll und besonders ist dieser Dienst in aller früh für diesen Tag! Die Blütenteppiche und geschmückten Feldaltäre zeigen die Schönheit unserer Schöpfung – die Farben und Formen. Die Kreativität und die Freude, die Treue und die Liebe derer, die sie legen.

Die Häuser im Dorf entlang des Prozessionsweges sind festlich beflaggt. Früher so heißt es, waren an jeder Haustür Birkenäste und in den Fenstern hingen Kränze. Die Feuerwehr bereitet die Straßensperre vor, sperrt die Parkplätze und sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Die Fahnen beim alten Pfarrhof werden positioniert.

8.45 Uhr – der Festgottesdienst beginnt. Die Schützen und der Musikverein sind mit traditionellem Zeremoniell zur Kirche marschiert. Die Fahnenabordnungen und die Chorschützen nehmen ihre Plätze in der Kirche ein. Die Schützenkompanie bleibt auf dem Kirchplatz bis der Regen auch sie in die Kirche eilen lässt. Der Musikverein gestaltet den Festgottesdienst musikalisch und füllt den Kirchenraum und die Herzen der Mitfeiernden mit wunderschöner Musik.

Pfarrer Peter fordert in seiner Predigt auf, hinauszugehen in den Alltag und die Botschaft der Liebe Jesu weiterzugeben, Zeugnis zu geben von den Wundern, die auch heute noch geschehen. Glaube, Hoffnung, Liebe galten damals, gelten heute!

Bei der Wandlung, dem Höhepunkt der Eucharistiefeier stutze ich als nicht mit dieser Tradition aufgewachsene kurz – militärische Kommandos, Chorschützen mit weißen Handschuhen und aufgepflanztem Bajonett flankieren knieend und mit abgenommenem Hut den Altar – ein auf den ersten Blick surreales Bild. Auf den zweiten Blick zeigt es mir die Heiligkeit dieses Momentes, wenn g`standene Schützen vor diesem Geheimnis in die Knie gehen. Die Muttergottesträgerinnen – jugendliche Mädchen in Sulzberger Tracht mit edlem Kopfschmuck sind als Lektorinnen eingeteilt und auch unsere Kommunionkinder dürfen mitgestalten.

Im Anschluss an den Festgottesdienst dann die Prozession. Nach einer klaren Ordnung ziehen wir aus der Kirche aus und tragen Jesus in Form der Hostie in der Monstranz durch unser Dorf. Dieses kostbare Gefäß – die Monstranz – kann für jeden von uns stehen. Wir sind es, die Jesus, der in uns lebt in die Welt hinaustragen. Wir dürfen leuchten, weil Jesus in uns lebt – nicht nur in der Kirche, sondern überall wo wir sind, ansonsten gleicht die Kirche einer Lampenausstellung – das nützt niemandem. Seien wir also mutig und lassen wir das Licht, das in uns gelegt wurde, leuchten zum Wohle vieler. Die Kreuzträger tragen das Kreuz voran. Ein Zeichen für uns, dass Jesus uns vorangeht, er der sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Alle sind dabei – Trachtenträgerinnen und Trachtenträger, die Kommunionkinder streuen Blütenblätter, die Lektoren, der Kantor, der Musikverein, die Bürgerschützen, die Himmelträger, die Pfarrgemeinde – groß und klein. Das Wetter spielt mit.

Am Nachmittag um 14.00 Uhr dann die Sakramentsandacht. Wieder kommen aufgrund eines heftigen Regens die Schützen in die Kirche. Der Regen dauert an – der Musikverein spielt nach der Andacht spontan in der Kirche einige Stücke – „wer singt und musiziert betet doppelt“, heißt es in einem Sprichwort und tatsächlich, dieses Gebet findet Gehör – der Regen hört auf und das Nachmittagsprogramm kann wie geplant stattfinden.

Die Kriegerehrung – Momente, die unter die Haut gehen, wenn der Gefallenen der vielen sinnloser Kriege der Vergangenheit und Gegenwart gedacht wird und der Musikverein nach dem Trompetensolo „Gebet“ von Kilian Blank „Ich hatte einen Kameraden“ spielt.

Im Anschluss daran dann die Ehrensalven, das Fest auf dem Dorfplatz mit den Ehrungen verdienter Schützen. Heuer ganz besonders auch des Schützenhauptmanns Siegfried Bernhard, der sein Amt abgibt. Berührende Momente, Ansprachen, Zusammensein bei Speis und Trank, bei Geselligkeit und Musik.

Üser Herrgottstag am Sulzberg – ein Fest für alle!

Text: Barbara Maurer
Fotos: Cassandra Giselbrecht,  Ulli Herburger, Barbara Maurer