Das Gedenken an Karl Sillaber wird in der Herz-Jesu-Kirche gefeiert,
in der Abendmesse am Dienstag, 6.9. um 19.30 Uhr,
beim Trauergottesdienst am Mittwoch, 7.9. um 11.00 Uhr.
Nachruf auf Karl Sillaber, der Sulzberg prägte wie kein anderer.
Am 1.9.2022 ist Architekt Karl Sillaber im 90. Lebensjahr verstorben. In den 1980er, 1990er und 2000er Jahren hat er in der Gemeinde Sulzberg eine Reihe von ortsbildprägenden Bauaufgaben umgesetzt und die baugestalterische Entwicklung des Ortskernes maßgeblich mitbestimmt.
Der Sohn einer Bludenzer Eisenbahnerfamilie hat in Graz Architektur studiert und war Mitglied der Arbeitsgruppe „C4 Architekten“ mit einem Bürostandort in Bregenz. Die C4-Architekten gelten als Pioniere des neuen Bauens. Zuletzt war Sillaber medial präsent durch eine Ausstellung einer Auswahl aus mehr als 10.000 Zeichnungen und bildnerischer Tagebücher im Vorarlbergmuseum.
Nach Sulzberg kam der talentierte Planer und Zeichner durch Pfarrer Herbert Hehle. Letzterer war Kaplan in der Pfarre Bregenz Herz Jesu. Karl Sillaber, der seine christlich-katholische Gesinnung nie verborgen hat, war dort pfarrzugehörig und weckte im jungen Kaplan eine große Begeisterung für sakrale Baukunst.
1976 wurde Herbert Hehle Pfarrer in Sulzberg und schon kurz darauf holte er seinen vertrauten Wegbegleiter Karl mit einer großen Bauaufgabe nach Sulzberg. Ein Pfarrzentrum, ein neuer Pfarrhof und eine Totenkapelle sollten konzipiert bzw. gebaut werden. Karl Sillaber ging entschlossen an die Sache und schon 1980 wurden die für den Ort bedeutenden Gebäude ihrer Bestimmung übergeben. Mehr als 40 Jahre später sind diese Gebäude immer noch zeitgemäß und erfüllen ihre kommunale Zweckbestimmung. Besonders das später „Haus zur Marienlinde“ getaufte Saalgebäude war ein wirklicher großer Wurf für die Gemeinde Sulzberg und ermöglichte endlich jene gemeinschaftliche Basisarbeit, die in unserer Gemeinde bis heute wirkt. Neben pfarrlichen Veranstaltungen waren nun auch Theater-, Konzert- und Tanzveranstaltungen möglich, die Jungschar bekam Räumlichkeiten, später auch die Jugend (Mountainpub Sulzberg) und die Senioren. Vereine und die Musikschule sind dort einquartiert.
Die bauliche (Um-)Gestaltung von sakralen Räumen brachte in Karl Sillaber den wahren Meister hervor. Über sein künstlerisches Wissen und seine Detailverliebtheit schwärmen Mitglieder des etwa 20-köpfigen Bauausschusses für die große Renovierung der Sulzberger Pfarrkirche in den Jahren 1989 bis 1992 (Baukostenumfang über 35 Mio. Schilling) noch heute. Im Jänner 1992 wurde die generalsanierte Pfarrkirche eingeweiht. Neben dem berühmten Erbauer Alois Negrelli (1828/29) hat auch Karl Sillaber seinen festen Ehrenplatz als großer Baumeister der Pfarrkirche Sulzberg.
Karl Sillaber war in der Umsetzung seiner Ideen so überzeugend, dass auch die Gemeinde im Jahr 1993 zur Planung der Ortsdurchfahrt samt Tiefgarage den erfahrenen und mittlerweile ortskundigen Architekten beauftragte. Die durch die markanten Knicke geprägte Dorfstraße samt Vorplätzen, Dorfbrunnen, Gartenanlagen und Aussichtsplattform trägt seine Handschrift. Der seither autofreie Dorfplatz ist ein Ergebnis seines Konzeptes.
Die Planungsarbeit des manchmal sehr energisch auftretenden Architekten ging fast nahtlos weiter: Die Außensanierung des Alten Pfarrhofes stand an. Diese sensible Bauaufgabe beim denkmalgeschützten Gebäude wurde kompromisslos hinsichtlich Baustil und Standorteigenschaft umgesetzt. Genau 42 Jahre später wurde das Haus nunmehr auch inwendig generalsaniert und einer öffentlichen Mehrzweckbestimmung übergeben.
Ein weiteres Mal wurde Karl Sillaber von Pfarrer Herbert Hehle an den Sulzberg gerufen, nämlich zur Generalsanierung der St. Leonhardskapelle von 2003 bis 2006. Dieses bereits Anfang der 1980er Jahre außen renovierte Gotteshaus ist das weitaus älteste in Sulzberg – erbaut 1497 – und nimmt einen hohen Rang in der Vorarlberger Kunstgeschichte ein. Die Handschrift des Architekten ist auch in diesem Gebäude allgegenwärtig.
Karl Sillaber hatte zu seiner Schaffenszeit durchaus den Rang eines „Haus- und Hofarchitekten“ für Pfarre und Gemeinde Sulzberg. Er hatte die Gabe, gerade bei öffentlichen Gebäuden aus dem großen Ideenpool der vielen Akteure das Beste herauszufiltern und überzeugend umzusetzen. Pfarre und Gemeinde Sulzberg verneigen sich vor einem großen Baukünstler und Freund.
Helmut Blank und Erwin Steurer
Fotos: Erwin Steurer
Bgm. Helmut Blank, Arch. Karl Sillaber mit Mitarbeiter, Vizebgm. Hubert Hertnagel auf dem soeben fertiggestellten Sulzberger Dorfplatz – 1995
vl: Kaplan Anton, Arch. Karl Sillaber, Steinmetz Burkhard Fessler, Landeskonservatorin Renate Madritsch, Gebhard Läßer, Archivar Gebhard Blank, Mesnerin Hilde Hertnagel, Pfr. Peter Loretz und Pfr. Herbert Hehle – vor dem Hochaltar in St. Leonhard 2006
Baubesprechung St. Leonhard