Kapelle St. Leonhard, die älteste Kapelle am Sulzberg

Der Überlieferung nach wurde die St. Leonhardskapelle im Jahr 1497 zu Ehren ‚Unserer Lieben Frau Maria‘, des Hl. Leonhard, des Hl. Jodok und der Hl. Barbara geweiht. Im Jahre 1647 wurde sie von den Schweden in Brand gesteckt. Aus der gotischen Zeit stammen neben den aufgehenden Mauern noch Reste von Säulen, die einst das Kreuzrippengewölbe des Chors trugen, der fein gemeißelte Türrahmen der abgebrochenen Sakristei, das zugemauerte Fenster an der Stirnseite und die Mensen der Altäre.

Es sind besonders vier Ausstattungsmerkmale, die das Innere der St. Leonhardskapelle auszeichnen.

Die Altäre

Die frühbarocken Altäre spielen mit dem Formenreichtum der Zeit. Über den mit Holztäfel ummantelten Mensen bauen sich die einzelnen Elemente auf: die Predella mit der Inschrift der Stifter, das Retabel mit großem Tafelbild, flankiert von zwei kannelierten Säulen und zwei Heiligenfiguren, die Kartusche, die Sprenggiebel mit einem zweiten Bild und der Strahlenkranz.

1650 stifteten Conrad Vögel und Christina Reichart den Hochaltar mit dem Weihnachtsbild, dem Vögel-Wappen und Jesus mit dem Engel, 1652 Andreas Blank und Maria Bilgeri den Marienaltar mit der Marienkrönung und der betenden Maria, 1655 Michael Dieth, Maria und Andreas Halder den Leonhardsaltar mit dem Hl. Leonhard und  der Hl. Maria mit dem Jesuskind.

Wer die Altäre schuf und die Bilder malte, ist nicht bekannt. Die Statuen des Hl. Paulus und des Hl. Petrus am Hochaltar, der Hl. Katharina und des Papstes Pius V. am Marienaltar, des Hl. Karl Borromäus und der Hl. Theresia von Avila am Leonhardsaltar schnitzte Franz Schmalzl in den 1890er Jahren.

Die Kassettendecke

In der Barockzeit wurde die 25-teilige Holzkassettendecke eingezogen. Sie und die Emporenbrüstung wurden mit Schablonenmalerei, die einzigartig in Vorarlberg ist, verziert.

Die Wandmalereien

Der Großteil der Fresken dürfte in der Zeit zwischen 1604 (Verleihung des Vögel-Wappens) und 1617 (Todesjahr des Steurers Peter Fink) entstanden sein. Die Bilder weisen Spuren von Hitzeentwicklung auf. Die gelbliche Siena der Heiligenscheine verwandelte sich in eine rote. Die einstige Mehrfarbigkeit ist rotbraunen und schwarzen Tönen gewichen. Der Erhaltungszustand lässt leider zu wünschen übrig, so dass die Identifizierung der Malereien teilweise nicht möglich ist.

Nordwand des Langhauses

Obere Reihe von links: Rest eines Throns, Fragmente eines Heiligen, Marienkrönung, Taufe Jesu. Reihe darunter: Die Thomasszene, Rest von einst vier Bildern, die durch den Ausbruch der Fenster zerstört wurden.

Ostwand mit Chorbogen

Links: Erzengel Michael, teilweise durch den Marienaltar verdeckt, rechts: Jesus als Weltenherrscher, teilweise durch den Leonhardsaltar verdeckt.

Chor

Hl. Petrus und Hl. Paulus

Südwand des Langhauses

Sie ist den Aposteln gewidmet.
Vierergruppe (vorne) oben: Apostel, Hl. Andreas, unten: Hl. Thomas (Buch, Pilgerstab), Apostel.
Sechsergruppe (bei der Kanzel) oben: Hl. Jakobus der Ältere (Pilgermuschel), Hl. Johannes der Jüngere (Kelch), Apostel, unten: Hl. Petrus (Buch), Hl. Paulus (Buch und Schwert), Apostel

Zweiergruppe (bei der Empore) oben: Apostel, unten: Hl. Matthias (Buch, Beil)

Die Pilgerzeichnungen

An die Zeit als Wallfahrtskapelle erinnern die Pilgerzeichnungen an den Wänden. Die meisten stammen aus dem 16. Jahrhundert. Öfters ist die Muschel zu sehen, das Zeichen der Jakobspilger. Es scheint, dass ein Zweig des Jakobweges über die St. Leonhardskapelle lief. Bei ihr entsprang eine heilkräftige Quelle. Kaplan Johannes Lau (1598-1635) berichtet von Wundern, die durch ihr Wasser und auf die Fürbitte des Hl. Leonhard geschehen sein sollen.

Die Generalsanierung 2003 – 2006

Nachdem 1982 – 1984 eine umfangreiche Außenrenovierung durchgeführt wurde, schritt man 2003 zur Generalsanierung des Kapelleninneren. Es waren mehrere denkmalpflegerische Aufgaben zu erledigen. Die 1986 freigelegten Fresken wurden gereinigt, restauriert und gefestigt, ebenso die Schablonenmalereien. Ferner wurden die Altäre, die Kanzel, die Kniebank, die Kruzifixe, die Leuchter, Trapeze, der Chorstuhl, der gotische Opferstock und die Sakristeiglocke restauriert. Die alte Empore wurde abgebrochen und durch eine neue mit Altholz ersetzt. Bei der Herstellung der neuen Bänke aus Sulzberger Tanne wurden die Docken aus dem Eichenholz der alten Bänke geformt. Das Geländer der Kanzelstiege wurde in Eiche neu gestaltet. Die Sakristei erhielt neue Fenster.  In den Gängen, im Chor und in der Sakristei wurde ein Sandsteinboden verlegt. Neu hinzu kamen der Volksaltar, der Ambo, die Sedilien, der Tabernakel, der Sakristeischrank, die Beleuchtung und die elektronische Ahlborn Orgel.

Das Äußere der St. Leonhardskapelle

Die St. Leonhardskapelle mit dem gotischen Chor, dem steilen Dach und dem Dachreiter mit der Zwiebelhaube bildet mit dem Mesnerhaus ein malerisches Ensemble.
Die St. Leonhardskapelle nimmt einen hohen Rang in der Vorarlberger Kunstgeschichte ein.

In den Sommermonaten – von Mai bis Oktober – wird einmal im Monat in der Kapelle Gottesdienst gefeiert.

Ansprechperson ist die Mesnerin der Kapelle Hilde Hertnagel – 05516-2172